Rettungshundestaffel Ostwürttemberg e.V.
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00:50 Uhr in einer kalten Herbstnacht…

 

der Alarm auf Bernds Handy schrillt. Sein Hund Buddy ist sofort hellwach. Bernd schnappt sich seine Ausrüstung und fährt mit Buddy zum Einsatzort. Vermisst wird ein 53jähriger Landwirt. Er war mit seinem Traktor auf dem Acker havariert und hat sich daraufhin vermutlich querfeldein zu Fuß auf den Heimweg gemacht, ist dort aber nie angekommen. Familie und Freunde suchten vergeblich nach ihm und alarmierten dann die Polizei.

Personenspürhunde (Mantrailer) nehmen zunächst die Spur des Vermissten am Traktor auf. Die führt über eine weite Strecke eindeutig in westlicher Richtung und verliert sich aber dort an einem verzweigten Bachlauf. Aufgabe von Bernd und Flächensuchhund Buddy ist es nun, gemeinsam mit den anderen Suchteams der Staffel, die dahinter liegenden Waldgebiete abzusuchen.

Dazu werden die gesamten Waldgebiete „aufgeteilt“. Jedem Suchteam wird ein Teilgebiet zugewiesen. Die Suche gestaltet sich als schwierig. Der Wald ist voller Dickicht, von Felsen durchzogen und in enormer Steillage. Aufgrund der Windverhältnisse und der vorherrschenden Thermik hatte Bernd entschieden, mit Buddy die Suche am Fuß des Steilhanges zu beginnen. Der Nebel in dieser ersten kalten Frostnacht wabert bis in den Wald hinein und dämpft den Schein der Stirnlampen. Ausgerüstet mit GPS, Karte, Kompass und Erste-Hilfe-Rucksack folgen Bernd und seine Suchtrupphelferin Carla dem erfahrenen Rettungshund Buddy durch den Wald. Bernd vertraut seinem Hund nun voll und ganz. Buddy geht voran und entfernt sich immer wieder weit von den beiden. Lediglich die Glöckchen und das Positionslicht an seiner Kenndecke zeigen an, wo sich Buddy in etwa befindet. Mit der Einsatzleitung stehen sie in Funkkontakt. Hochkonzentriert arbeitet sich Buddy durch den dunklen Forst. Immer wieder prüft er eine Witterung.

Die Zeit läuft. Der gesuchte Landwirt befindet sich vermutlich in einer Notlage. Inzwischen ist es frostig kalt und die Temperaturen sinken weiter…

Gut 35 Minuten sucht Buddy schon. Bernd ordnet eine kurze Verschnauf- und Trinkpause an. Andauernde Suche ist Schwerstarbeit für einen Hund. Problematisch ist nicht die Laufstrecke. Buddy hat eine hervorragende Kondition. Enorm anstrengend ist die Kopfarbeit. Permanent Geruchspartikel aufnehmen, sondieren und auswerten ist wie durchgehendes Kopfrechnen - nach 30 Minuten nur noch Knoten im Kopf. Aber für Buddy ist Aufgeben keine Option.

In großen Schleifen queren sie den steil ansteigenden Wald. Carla überprüft mittels GPS und Karte immer wieder ihre Position und checkt die Grenzen des ihnen zugeteilten Suchgebietes. Plötzlich bemerkt Bernd eine Veränderung an Buddy. Immer wieder hält dieser deutlich seine Nase in die Luft, um Geruchspartikel aufzunehmen. Dann wendet er ab und läuft Kreise – große, wieder kleinere, versetzt, sich überlappend…. Aufgrund der Witterungsverhältnisse können sich die Geruchspartikel der vermissten Person bereits weit von dieser entfernt haben. Jetzt gilt es, keinen Fehler zu machen und die Witterung richtig auszuarbeiten. Verwirbelungen, Kamineffekte – all das kann es Buddy erschweren, den Ausgangspunkt der aufgenommenen Witterung zu ermitteln. Er nimmt Tempo auf, galoppiert los und verschwindet hangaufwärts. Plötzlich lautstarkes Gebell! Bernd und Carla laufen los. Sie brauchen lange, den Steilhang zu erklimmen, aber Buddy‘s unermüdliches Bellen weist ihnen den Weg. Sie erreichen ihn schließlich in einer mit Felsen durchsetzten Dickung. Im Schein der Stirnleuchten erkennen sie eine reglos am Boden liegende Person. Das Bein in einer kleinen Felsspalte verhakt und unnatürlich verdreht, am Kopf eine große Platzwunde. Jetzt müssen mehrere Dinge gleichzeitig getan werden: die Vitalwerte des Verletzten müssen geprüft und Erste-Hilfe geleistet werden. Die Einsatzleitung muss mittels Funks informiert und der Rettungswagen in Bewegung gesetzt werden. Carla lokalisiert den Fundort auf ihrer Karte und übermittelt einen möglichen Anfahrtspunkt für den Notarzt. Sie wird den Sanitätern entgegen laufen und diese zum Verletzten führen.

Für den stark unterkühlten und durch einen „Ausrutscher“ schwer verletzten Landwirt kam die Hilfe buchstäblich in letzter Minute. Insgesamt zwölf Rettungshunde waren in dieser Nacht unterwegs, um den Vermissten zu suchen. Die Verantwortung, die dabei auf jedem einzelnen Hund lastete, war enorm. Alle haben dabei ihr Bestes gegeben. Nicht weniger. Und damit haben sie ein Menschenleben gerettet.

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